Mach mit!

200 Franken reichen NICHT!

Seit einigen Jahren versucht die SVP immer wieder die Mediengebühr zu kürzen. Aktuell wollen sie mit der Initiative «200 Franken sind genug» den aktuellen Jahres Beitrag von 335 Franken auf 200 Franken senken. Der Bundesrat lehnt diese Initiative ab und auch ich sehe diese Initiative als Gefahr für unsere Demokratie.

In der Schweiz haben wir das Glück, dass jeder sich am politischen Geschehen beteiligen kann und sollte. Wir werden nicht von einer politischen Elite diktiert, sondern haben die Möglichkeit als einfache Bürger regelmässig am politischen Geschehen teilzunehmen. Die regelmässigen Abstimmungen über Vorlagen und Initiativen sind jedoch auch herausfordernd. Häufig wird über komplexe Themen abgestimmt, zu denen der Bürger selten einen direkten Zugang hat. Es fordert jeden einzelnen sich ausführlich über die Pro- und Kontra-Argumente zu informieren. Damit die Bürger ausführlich zu den Pro- und Kontra-Argumente informiert werden, braucht es eine objektive Berichterstattung, zu der jeder Zugang hat, unabhängig von finanziellen Mitteln, Bildungsstand und Landessprache.

Etwas worauf man als Schweizer stolz ist, sind die vier Landessprachen. Gleichzeitig sind die vier Landessprachen jedoch auch eine Herausforderung. Der Bund, und somit das Volk, stellt die Anforderung, dass die Berichterstattung in allen vier Landessprachen vergleichbar ist. Vergleichbare Inhalt in drei oder sogar vier Sprachen zur Verfügung zu stellen, ist unglaublich teuer und braucht extrem viel Ressourcen. Jedoch ist es auch eine Notwendigkeit, um zu garantieren, dass die Schweiz eine Einheit bleibt und alle Bürger über dieselbe Vielfalt an Informationen verfügen. Gerade in unserem politischen System ist es essenziell, gut informierte Entscheidungen treffen zu können. Dass es wirtschaftlich keinen Sinn macht, für 354'000 Personen ein vergleichbares Medienprogramm zur Verfügung zu stellen wie für 5.9 Millionen ist klar. Jedoch gibt es Bereiche, in denen sollte nicht der wirtschaftliche Aspekt entscheidend sein, sondern der Nutzen, den er der Gesellschaft bringt.

Mit der Globalisierung hat sich der Druck auf Schweizer Medien verstärkt. Grosse Medien aus dem Ausland, die einen grösseren Markt haben und dem entsprechend auch über andere finanzielle Mittel verfügen, machen Schweizer Medien den eh schon kleinen Markt streitig. Zusätzlich fliessen enorm viele Werbeeinnahmen an Plattformen, wie Facebook und Google ab. Unsere Medien sind finanziell Unterdruck. Gleichzeitig nehmen die Anforderungen an die Medien zu. Sie müssen auf immer mehr verschiedenen Plattformen präsent sein. So kann man die verschiedensten Sendungen vom SRG – SSR auch auf YouTube, Spotify oder im Internet anschauen. Das SRG – SSR ist schon längst nichtmehr «nur» Radio und Fernsehen.

Natürlich ist es wichtig zu wissen, was auf der Welt passiert. Doch es ist genauso wichtig zu wissen, was in der Schweiz passiert. Wenn wir, die Bevölkerung, nicht objektiv informiert werden, stellt dies eine Gefahr für unsere Demokratie dar. Momentan zahlt man 335 Franken im Jahr. Im Monat entspricht dies 27.90. Dies ist etwas mehr, als was wir monatlich für unser Netflix-Abo zahlen. Diese 27.90 pro Monat zu zahlen, macht den wenigsten Menschen weh, doch die Annahme dieser Initiative würde unserer Demokratie weh tun.

Nora Joho, 12.03.2024

Zuger Zeitung